Neues aus der Kaffeewelt

  • WAS PASSIERT GERADE IN SÜD-AMERIKA?

    Allgemeine Wirtschaftslage:

    Während die Staats- und Regierungschefs auf den verschneiten Hängen von Davos in den Schweizer Alpen einige sicherlich unterhaltsame Meetings abhielten, feierten die Anleger die Allzeithöchststände des S&P 500 und des Dow Jones. Dank steigender Technologieaktien übertraf der S&P die im Januar 2022 aufgestellten Rekorde.

    Die Erwartung (moderat?) sinkender Zinsen und Gerüchte über eine „weiche Landung“ anstelle einer Rezession geben der US-Wirtschaft einen leicht positiven Ausblick für 2024. Wird dies auch die europäische und chinesische Wirtschaft „anstecken“? In diesem Fall hoffen wir wirklich auf einen viralen Effekt!

    Die internationalen Arabica-Preise sind weiterhin leicht rückläufig, da die brasilianische Ernteschätzungsagentur CONAB für 2024 einen Anstieg der Kaffeeproduktion um 5,5 % im Vergleich zum Vorjahr erwartet. Sie erwartet für dieses Jahr mehr als 58,1 Millionen Säcke Kaffee. Die CONAB ist für ihre wirklich konservativen Prognosen bekannt.

    Trotz der Aufwärtsentwicklung bei den Robusta-Preisen – dazu später mehr – sahen wir eine eher seitwärts gerichtete Bewegung bei den Arabica-Futures-Spotpreisen (KCH24), die zwischen 187,10 c/lb und 175,55 c/lb gehandelt wurden. Die Woche schloss leicht positiv bei 185,15 c/lb, was einem Plus von 2,9 % gegenüber dem vorangegangenen Freitag entspricht.

    Die internationalen Robusta-Preise hingegen setzten ihren stetigen Aufwärtstrend fort. Am Dienstag wurde mit 3.177 USD/MT (RMH24) ein neuer historischer Höchststand erreicht. Am Freitag fielen die ICE-zertifizierten Robusta-Bestände auf ein Rekordtief von 3.001 Lots und sorgten so für anhaltenden Preisdruck und einen Aufwärtsimpuls. Die Woche endete mit einem Preis von 3.128 USD/MT, was einem beeindruckenden Zuwachs von 6,4 % gegenüber der Vorwoche entspricht.

    Um über die sich ständig verändernde Dynamik des Kaffeemarktes informiert zu bleiben, aktualisieren wir wöchentlich die folgende Tabelle.

    Brasilien

    Nach Angaben des Bundesrechnungshofs (TCU) ist es unwahrscheinlich, dass Brasilien seine Haushaltsziele für 2024 erreichen wird, was Bedenken hinsichtlich der wirtschaftlichen Ziele und der haushaltspolitischen Kompetenz der Regierung von Präsident Luiz Inácio Lula da Silva weckt.

    Im Dezember gab es Bedenken wegen möglicher Ernteschäden aufgrund der hohen Temperaturen und der übermäßigen Trockenheit. Inzwischen herrschen jedoch optimistischere Aussichten, da reichlich Regen die Tage erfrischt und in den Kaffeeregionen zu freundlicheren Temperaturen geführt hat.

    In dieser Phase des brasilianischen Sommers befinden sich die Kaffeebohnen in ihrem Entwicklungsstadium. In den letzten Wochen hat es reichlich geregnet, so dass die Bäume gut genährt und gesund sind und die Bodenfeuchtigkeit wiederhergestellt wurde. Nach Angaben der CONAB, der brasilianischen Behörde für Lebensmittelversorgung und Statistik, wird das Land voraussichtlich 5,5 % mehr Kaffee produzieren als bei der letzten Ernte, wobei die Arabica-Produktion voraussichtlich um 4,7 % und die Conilion-Produktion (Robusta) um 7,2 % steigen wird.

    Das Geschäft mit Arabica-Kaffee läuft weiterhin schleppend, da die Erzeuger Lagerbestände halten und auf bessere Preise warten. Obwohl die Nachfrage steigt, bleibt die Gesamtaktivität begrenzt. Auch auf dem Conilon-Markt geht es nur langsam voran.

    In den letzten Wochen war im Hafen von Santos ein erhebliches Verkehrsaufkommen mit einem verstärkten Zulauf von Schiffen zu verzeichnen. Diese verstärkte Aktivität kann sich möglicherweise direkt auf die Verschiffungen auswirken und zu Verzögerungen führen.

    Kolumbien 

    Kolumbien wurde am Wochenende von zwei mäßig starken Erdbeben erschüttert. Am Freitag ereignete sich ein Erdbeben der Stärke 5,6 in Valle del Cauca, gefolgt von einem weiteren Erdbeben ähnlicher Stärke in Santander am Sonntag. Bislang gibt es keine Berichte über schwere Schäden oder Verletzte.

    Durch das Zusammentreffen der üblichen Trockenzeit mit einem starken El-Niño-Wetterphänomen herrschen in Kolumbien heißere und trockenere Bedingungen. Dies hat zu einem erhöhten Risiko von Waldbränden geführt, von denen zwischen November 2023 und Januar 2024 über 200 gemeldet wurden.

    Die Haupternte neigt sich dem Ende zu. Die trockeneren Bedingungen sind vorteilhaft für das Entpulpen, Fermentieren, Waschen und Trocknen des Kaffees auf den Farmen.

    Das Pergament ist auf dem Weg von den Bergen zu den Annahmestellen in den kleinen Dörfern. Die Trockenmühlen laufen auf Hochtouren, um den Kaffee zu schälen, zu reinigen und zu sortieren, bevor er geschält und für den Versand vorbereitet wird. Wir freuen uns auf die für Februar geplanten Anlieferungen aus Antioquia und Valle del Cauca.

    Der Kaffeefluss hat in den letzten zwei Wochen nachgelassen, und die Geschäfte sind immer noch sehr ruhig.

    Der Hafenbetrieb in Buenaventura läuft reibungslos, und aus den Häfen von Cartagena und Santa Marta gibt es keine nennenswerten Meldungen.

    Peru

    Bei ihrem Besuch in der zentral gelegenen Stadt Ayacucho am Samstag traf die peruanische Präsidentin Dina Boluarte auf die Wut der Einwohner über die Todesopfer der Proteste gegen die Regierung Ende 2022.

    Peru befindet sich derzeit mitten im Sommer, mit viel Sonnenschein und gemäßigten Regenvorhersagen. Diese günstige Wetterlage ist ein positiver Ausblick auf die kommende Ernte, die voraussichtlich im März und April beginnen wird.

    Das Geschäft läuft schleppend, da die aktuelle Ernte nahezu komplett ausverkauft ist.

    Es gibt keine nennenswerten Nachrichten aus den Häfen.

    Kaffeeproduktion in Südamerika

    WAS PASSIERT GERADE IN ZENTRAL-AMERIKA?

    Allgemeine Wirtschaftslage:

    In gewissem Maße wird unsere Kaffeewelt immer von der globalen Realität geprägt. Daher ist es nicht verwunderlich, dass wir in der vergangenen Woche eine gewisse Volatilität auf den internationalen Kaffeemärkten erlebt haben. Bullen und Bären sind im Ring, mit genügend Argumenten für jede Seite und somit kann eine kleine Neuigkeit die Lage schnell verändern.

    Der Klimawandel und insbesondere die noch unbekannten Folgen des El-Niño-Phänomens halten die Farmer in Brasilien und Vietnam davon ab, ihren Kaffee zu den aktuellen Preisen verkaufen zu wollen. Die Bauern in beiden Ländern produzieren mehr als 50 % des weltweit konsumierten Kaffees, und in Vietnam wird der Handel voraussichtlich stagnieren, da bald das Tet-Neujahrsfest beginnt. Darüber hinaus wird Kolumbien, der drittgrößte Kaffeeproduzent der Welt, von Waldbränden geplagt. Auf zwei Jahre mit übermäßigen Regenfällen folgen extrem heiße und trockene Temperaturen, und beide Wetterextreme lassen die nationale Kaffeeproduktion sinken.

    Und es wird zweifellos noch mehr kommen, da die tatsächlichen Auswirkungen von dem El Niño Effekt voraussichtlich werden erst im April und Mai wohl konkreter.

    Die Lagerbestände in den Verbrauchsländern gehen kontinuierlich zurück. Die globale Logistik ist wieder ein Albtraum. Die Houthi-Rebellen und der sich ausweitende militärische Konflikt im Roten Meer haben die großen Reedereien gezwungen, ihre Schiffe in Richtung des südafrikanischen Kaps der Guten Hoffnung umzuleiten. Die Schifffahrtsgesellschaften haben Force Majeure erklärt und die Tarife für die Verschiffung aus Ostafrika und dem asiatisch-pazifischen Raum drastisch erhöht. Die Fahrten sind damit teurer geworden und dauern auch länger, was die finanziellen Kosten in die Höhe treibt. Und natürlich steigen auch die Versicherungsprämien. Das andere globale logistische Nadelöhr, der Panamakanal, beschränkt die Anzahl der Schiffe, die ihn passieren können, weiterhin auf 18 pro Tag. Es wird erwartet, dass die Wasserstände mit Beginn der Trockenzeit, die bis Mai dauert, weiter sinken werden.

    Die Folgen der Inflation in den USA, Europa und anderen Verbraucherländern bremsen nach wie vor die Nachfrage, aber wir sehen auch erste Anzeichen einer Erholung der US-Wirtschaft mit einem leicht wachsenden BIP und einem neuen Rekordhoch beim S&P500 – allerdings nur angetrieben durch den Tech-Sektor.

    Darüber hinaus sorgen der Einmarsch Russlands in der Ukraine und der bewaffnete Konflikt zwischen der Hamas und Israel weiterhin für einen wirklich unsicheren Ausblick auf die Zukunft.

    Kurzum, die Situation von Angebot und Nachfrage bleibt angespannt, was den Markt außerordentlich nervös und volatil macht. Jede neue Information sorgt für Bewegung, was sich in der Preisspanne von 14 c/lb in der vergangenen Woche widerspiegelt. Arabica schloss bei 193,85 c/lb und verzeichnete damit einen Zuwachs von 4,7 % gegenüber dem Schlusskurs vom Freitag zuvor.

    Und Robusta setzt seinen superbullischen Trend fort. Am Freitag verzeichnete er mit 3.325 USD/MT einen neuen historischen Höchststand und schloss schließlich mit einem Plus von 4,5 % bei 3.269 USD/MT.

    Um über die sich ständig verändernde Dynamik des Kaffeemarktes informiert zu bleiben aktualisieren wir die nachstehende Tabelle wöchentlich.

    Mittelamerika

    Trotz monatelanger Bemühungen der Generalstaatsanwältin Consuelo Porras, seine Amtseinführung zu verhindern, hat nun Bernardo Arevalo offiziell das Amt des Präsidenten von Guatemala übernommen. Nach seinem Wahlsieg im vergangenen August wurde Arevalo am Montag, dem 15. Januar, in sein Amt eingeführt.

    Anders sieht es in El Salvador aus, wo am kommenden Sonntag Wahlen stattfinden werden. Der derzeitige Präsident Nayib Bukele strebt eine zweite fünfjährige Amtszeit an. Sollte er erfolgreich sein, wäre er der erste wiedergewählte Präsident in der jüngeren Geschichte El Salvadors, trotz verfassungsrechtlicher Bedenken, die von einigen akademischen und juristischen Kreisen geäußert wurden.

    Das Wetter in Zentralamerika ist in den meisten Teilen der Region weiterhin trocken. Die sonnigen Tage und einige vereinzelte Regenfälle ermöglichen es den Farmern und Kaffeepflückern, auf die Felder zu gehen, Kirschen zu sammeln und sie zur Verarbeitung an die Waschstationen zu liefern.

    Der Mangel an Kaffeepflückern, der auf die Auswanderung in die USA zurückzuführen ist, bleibt in der gesamten Region ein Problem. Dennoch werden Maßnahmen ergriffen, um Pflücker zu halten: höhere Löhne für manuelle Arbeit, eine Zusammenarbeit zwischen den Farmen und Shuttle- oder Pick-up-Dienste, die Leute aus anderen Städten herbringen. In Costa Rica sind sowohl die einheimischen Pflücker als auch die aus Nachbarländern wie Nicaragua und Panama kommenden Pflücker durch eine neue Versicherungspolice gegen Arbeitsunfälle abgesichert.

    In Honduras hören wir, dass die geringe Zahl der Arbeitskräfte einer der Gründe dafür ist, dass die Ernte voraussichtlich geringer ausfallen wird als im Vorjahr. Lest mehr über die laufende Ernte in Honduras in unserem neuen Blog hier.

    Auch die Kaffeeernte in Costa Rica wird voraussichtlich leicht zurückgehen, da einige Kirschen durch die starken Regenfälle gefallen sind. In Guatemala hingegen wird mit einer leicht höheren Produktionsmenge gerechnet, die bei etwa 3,5 Millionen Säcken liegen soll.

    Während der Ernte werden die Kaffeekirschen an die Waschstationen geliefert, wo sie entpulpt, fermentiert, gewaschen und anschließend getrocknet werden, in der Regel unter der Sonne, in Solartrocknern oder mechanisch mit Hilfe von „Guardiolas“. In den Trockenmühlen herrscht derzeit rege Betriebsamkeit: Sie nehmen das getrocknete Parchment an, reinigen, sortieren, entsteinen, klassifizieren und bereiten es für die Lagerung und den Versand vor.

    Der Panamakanal verzeichnet aufgrund einer schweren Dürre einen erheblichen Rückgang des Verkehrsaufkommens, so dass die Behörden gezwungen sind, die Durchfahrten um 36 % zu reduzieren. Als Reaktion auf die heikle Situation haben einige Verlader vor kurzem angekündigt, dass sie die 75 km lange Panamakanaleisenbahn für den Frachttransport nutzen werden, anstatt sich für den Schiffstransit auf den Kanal zu verlassen.

    Andere Häfen in der Region, wie z. B. Puerto Cortés an der Atlantikküste von Honduras, funktionieren ohne jegliche Komplikationen.

     

     

  • Quelle: List& Beisler