01.09.2025
Nachrichten aus dem Ursprung: Mittel-Amerika
Im September feiern die zentralamerikanischen Staaten ihre Unabhängigkeit von Spanien. Am 15. September 1821 in Guatemala-Stadt proklamiert, wird der Nationalfeiertag bis heute in Honduras, Guatemala, El Salvador, Nicaragua und Costa Rica mit Paraden, kulinarischen Festivals und folkloristischen Tänzen begangen. Einen Tag später, am 16. September, folgt Mexiko mit seiner eigenen Unabhängigkeitsfeier.
Wetterseitig brachte der August der Region regelmäßige Niederschläge, die das Wachstum der kommenden Ernte 2025/26 begünstigen. Auch in dieser Woche sind Schauer und Gewitter prognostiziert. In tiefer gelegenen Anbaugebieten dürfte die neue Ernte im Oktober beginnen.
Angebote am Markt bleiben derweil knapp. Viele Produzenten zögern, während sie die Entwicklung in Brasilien und die Folgen der 50-Prozent-Zölle der USA genau beobachten. Zwar sind die Länder der Region in Produktionsvolumen und Inputkosten deutlich kleiner als Brasilien, doch genau darin könnte ihr Vorteil liegen: Auf dem US-Markt, wo Honduras, El Salvador, Guatemala und Panama einem 10-Prozent-Zoll unterliegen, haben sie womöglich die besseren Karten. Costa Rica muss sich mit einem 15-Prozent-Zoll arrangieren, Nicaragua trägt mit 18 Prozent die höchste Belastung.
Aus der Logistikfront gibt es derzeit keine neuen Entwicklungen.
Nachrichten aus dem Ursprungsländern: Süd-Amerika
Brasilien
Brasiliens ehemaliger Präsident Jair Bolsonaro ist zu 27 Jahren und drei Monaten Haft verurteilt worden. Der Oberste Gerichtshof sah es als erwiesen an, dass Bolsonaro einen Militärputsch geplant habe. Das Urteil erfolgte ungeachtet der Einmischung des US-Präsidenten Donald Trump, der das Verfahren als „Hexenjagd“ bezeichnete und als Reaktion 50-Prozent-Zölle auf brasilianische Waren verhängte. Kurz nach der Entscheidung der Richter wurde bei Bolsonaro Hautkrebs diagnostiziert; nach Angaben seiner Ärzte bedarf er einer fortlaufenden medizinischen Betreuung. Ob er seine Strafe tatsächlich im Gefängnis oder unter Hausarrest verbüßen wird, ist offen.
Die von den USA verhängten Strafzölle zeigen bereits Wirkung. Sie führen zu einem spürbaren Rückgang der zertifizierten Bestände an der Waren-Terminbörse ICE und wirken damit preistreibend. Amerikanische Röster suchen zunehmend nach Alternativen und richten ihren Blick verstärkt auf Kaffees aus Mittel- und Südamerika.
Auch die Wetterlage im größten Kaffeeproduzenten der Welt bleibt im Fokus. Prognosen gehen von steigenden Niederschlägen im Wochenverlauf aus. Für Verunsicherung sorgt indes ein Bericht der US-Behörde NOAA, die zwischen Oktober und Dezember eine 71-prozentige Wahrscheinlichkeit für das Eintreten eines La-Niña-Phänomens sieht. Dieses könnte Brasilien ungewöhnlich trockenes Wetter bringen und die Ernte 2026/27 beeinträchtigen.
Zusätzlichen Druck erzeugt eine Anpassung der Produktionsprognosen: Die staatliche Erntebehörde CONAB hat ihre Schätzung für die Arabica-Ernte 2025/26 um 4,9 Prozent gesenkt. Die Korrektur trifft auf einen Markt, der ohnehin von Zöllen, unsicheren Wetterbedingungen und hoher Volatilität geprägt ist.
Die laufende Ernte ist weitgehend abgeschlossen. Entscheidend für die kommenden Wochen ist die Regenentwicklung während der Blütezeit der neuen Ernte.
Auf logistischer Ebene klagen Exporteure über Verzögerungen infolge eines Mangels an Containern bei den meisten Reedereien.
Kolumbien
In Kolumbien bewegt sich das Wetter derzeit im saisonüblichen Rahmen, Warnungen vor extremen Veränderungen gibt es nicht. Ausreichende Niederschläge begünstigen die Blüte der Mitaca-Ernte sowie die Reifung der anstehenden Haupternte.
Die Mitaca-Ernte, die in Regionen wie Cauca, Valle del Cauca, Quindío, Risaralda und Antioquia eingebracht wurde, ist inzwischen abgeschlossen. Entsprechend nehmen die Angebotsmengen ab. Lokale Preise zeigen sich fester, getragen von knapper Verfügbarkeit und stabiler Nachfrage. Hinzu kommt, dass die hohen US-Zölle auf brasilianischen Kaffee die Nachfrage nach kolumbianischen Kaffees verstärken – mit zusätzlichem Aufwärtsdruck auf die Preise.
Logistisch gibt es derzeit keine Meldungen. Lieferungen aus der frischen Ernte werden für Oktober und November erwartet.
Peru
In Peru bestimmen Regenfälle das Wettergeschehen. Für die Regionen Cajamarca und Amazonas sind die Niederschläge anhaltend gut, ähnlich wie in Junín und Pasco.
Die Ernte ist weitgehend abgeschlossen, die Angebotslage bleibt entsprechend eingeschränkt.
Vom Hafen Callao gibt es derzeit keine Neuigkeiten.
Production Estimates for South America
12.08.2025
Nachrichten aus den Ursprungsländern: Ost-Afrika
08.09.2025
Äthiopien
Diese Woche wird Äthiopien offiziell das größte Wasserkraftwerk Afrikas am Blauen Nil einweihen. In Ägypten sorgt dies für erhebliche Besorgnis: Der Staudamm könnte den Zufluss in das Land deutlich verringern und Wasserknappheit auslösen. Der Bau zog sich über 14 Jahre hin.
Wetterseitig bleibt es in Äthiopien regnerisch. In Addis Abeba und in den kaffeeproduzierenden Regionen Jimma, Sidamo und Yirgacheffe werden die ganze Woche über leichte Winde und Schauer erwartet.
Die Kaffeezufuhr nach Addis Abeba verlangsamt sich weiter, die Verfügbarkeit bleibt sehr eingeschränkt. Der Blick richtet sich nun auf die neue Ernte, die bereits zwischen Oktober und November in den niedrig gelegenen Gebieten beginnen soll. Die Aussichten sind positiv: Laut USDA wird Äthiopien im Erntejahr 2025/26 rund 11,6 Mio. 60-kg-Säcke produzieren – ein Plus von 9 % gegenüber der revidierten Vorjahresschätzung. Gründe sind günstige Wetterbedingungen, eine geringe Krankheitslast bei den Kaffeepflanzen, bessere Preise sowie nationale Initiativen und Reformen, die die Produktivität gesteigert und die Anbauflächen ausgeweitet haben.
Container bleiben ein sehr knappes Gut in ganz Äthiopien. Die Verschiffungen verspäten sich hiermit weiter.
Kenia
In Kenia steigen die Temperaturen, wenngleich vereinzelte Regenfälle anhalten. Rund um Nyeri, Kirinyaga und Murang’a sind diese Woche leichte Niederschläge zu erwarten.
Fly-Crop-Kaffees kommen derzeit auf den Markt. Morgen findet die Auktion #39 der Saison 2024/25 statt. Entsprechend der gestiegenen Preise in New York bleiben auch die lokalen Preise hoch.
Der Beginn der Haupternte (Main Crop) wird ab Oktober/November erwartet.
Am Hafen von Mombasa laufen die Abläufe ohne nennenswerte Schwierigkeiten.
Tansania
In Tansania hat die offizielle Wahlkampfsaison für die im Oktober anstehenden Parlamentswahlen begonnen. Präsidentin Samia Suluhu Hassan hat die Kandidaten ihrer Partei vorgestellt, während der wichtigste Oppositionsführer weiterhin in Haft sitzt. Das politische Klima ist angespannt; Verfahren gegen Oppositionspolitiker und die Kritik von Menschenrechtsorganisationen werfen Fragen nach politischer Freiheit auf.
andesweit herrschen bewölkte, angenehme Bedingungen. In Mbeya und Mbinga bewegen sich die Temperaturen in dieser Woche zwischen 12 und 26 °C.
Die Arabica-Ernte läuft weiter. In Mbeya ist sie bereits abgeschlossen, in Mbinga nähert sie sich dem Ende, während die lokalen Kooperativen (AMCOS) noch mit dem Pulpen, Waschen und Trocknen beschäftigt sind. Im Norden, wo es kühler ist, kommt die Ernte gerade erst in Fahrt. Dort haben die AMCOS mit ihren Produktionsverfahren begonnen, Verkäufe stehen jedoch noch aus.
Die Auktionen sind bereits angelaufen. Die neue Online-Handelsplattform des Tanzania Coffee Board funktioniert reibungslos. Preise bleiben hoch – im Einklang mit dem New Yorker Markt.
Am Hafen von Dar es Salaam hingegen bleibt der Betrieb schleppend; es kommt immer wieder zu Engpässen bei Containern.
Ruanda
In Ruanda herrschen gemischte Wetterbedingungen. In Huye und Ngoma liegen die Temperaturen zwischen 19 und 28 °C, in Nyamasheke kühler bei 18 bis 22 °C.
Die Erntesaison ist abgeschlossen. Die meisten Washing Stations haben den Betrieb eingestellt. Der Fokus liegt nun auf der Exportvorbereitung und der Erfüllung bestehender Lieferverpflichtungen.
Uganda
In der West-Nile-Region wird diese Woche wechselhaftes Wetter mit Regen erwartet. Auch rund um das Rwenzori-Gebirge, Kampala und den Mount Elgon sind anhaltende Niederschläge prognostiziert.
Der Osten Ugandas befindet sich mitten in der Ernte. In den westlichen Regionen (West Nile, Rwenzori-Gebirge) hat die Saison ebenfalls begonnen. Kaffee gelangt nun allmählich nach Kampala.
Roh-Kaffee Produktionsmengen: Ost-Afrika
13.10.25
Nachrichten aus dem Ursprungsländern: Asien Pazifik
Vietnam
Taifunbedingte Regenfälle haben das zentrale Hochland durchnässt und Höfe wie Nebenstraßen pünktlich zum Saisonwechsel überflutet. Die Behörden haben die Wetterprotokolle verschärft; kurze Transportfenster dürften zu Stauungen an Mühlen und Häfen führen.
Der Erntebeginn wirkt weiterhin leicht verspätet – Start Ende Oktober, zunehmende Dynamik im November, Peak Anfang Dezember. Feldarbeit läuft zwischen Schauern weiter, doch der Ersttransport bleibt holprig, bis die Straßen abtrocknen.
Analysten erwarten eine üppige Robusta-Ernte – die beste seit vier Jahren – auf geschätzt 28,0–29,5 Mio. Säcke. Die Daumen sind gedrückt: Die Versorgungslücke muss bald geschlossen werden.
Vom Hafen derzeit keine nennenswerten Meldungen; das dürfte sich in den kommenden Monaten ändern, wenn die Verschiffungen aus Ho-Chi-Minh-City Fahrt aufnehmen.
Indonesien
Die Signale aus dem Archipel sind gemischt: In manchen Wochen floss mehr Kaffee, zuletzt bremsten Farmer jedoch den Verkauf, da lokale Preise „gefühlt“ nicht hoch genug waren und die Forward-Nachfrage verhalten ist.
Frühe Arabica-Erträge in Sumatra wirken uneinheitlich und bringen Exporteure bei Verschiffungen für den Oktober und November in Verzug.
Logistisch ist die Lage grundsätzlich solide, doch prompt verfügbare FOB-Angebote sind rar. Das macht das Verschiffungstempo ungleichmäßig und sensibler für Wetter- oder Buchungsengpässe.
Indien
Die agronomischen Bedingungen in Indiens größten Kaffeeanbaugebieten Karnataka, Kerala und Tamil Nadu wirken saisontypisch solide; abendliche Schauer unterstützen bei der Düngung der Felder und schaffen ein konstruktives Setup für die Ernte 25/26.
Die neue Arabica-Ernte wird ab Dezember erwartet, gefolgt von Robusta im Januar.
Die Verfügbarkeit der aktuellen Ernte ist sehr knapp, wenngleich einige Partien zu entsprechend hohen Preisen angeboten werden.
Aus den Häfen Cochin und Mangalore gibt es derzeit keine nennenswerten Neuigkeiten.
Papua-Neuguinea
Port Moresby hat seine strategische Ausrichtung gefestigt: PNG und Australien unterzeichneten den neuen „Pukpuk“-Verteidigungsvertrag, der gegenseitige Unterstützung und engere Sicherheitskooperation verankert, während Geldgeber einen konstruktiven makroökonomischen Pfad bestätigen. Der jüngste IWF-Report sieht für 2025 ein Wachstum im mittleren 4-%-Bereich bei gedämpfter Inflation – vorbehaltlich fortgesetzter Fiskal- und Währungsreformen.
Die Kaffeeernte ist abgeschlossen; Waschstationen beenden die Arbeiten und trocknen verbleibenden Parchment-Bestände. Erste Ankünfte erwarten wir im November.
Vom Hafen in Lae gibt es keine Neuigkeiten.
Produktionsstatistik Asien Pazifik
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1. Aktuellste Neuigkeiten: Anwendungsdatum der EUDR ist noch ungewiss
Das EUDR-Gesetz soll am 31. Dezember 2024 in Kraft treten. Als Reaktion auf den Druck von wichtigen Interessengruppen und Regierungen weltweit hat die Europäische Kommission dem Europäischen Parlament und den Mitgliedstaaten jedoch eine Verschiebung der Frist um 12 Monate vorgeschlagen. Der Zeitplan für die Abstimmung im EU Parlament über die Verschiebung bleibt vorerst ungewiss. Während eine Verschiebung weithin erwartet wird, sind die formalen Verfahren im Europäischen Parlament noch nicht geklärt.
2. Wo stehen wir gerade?
Da das EU-Parlament noch keine Klarheit geschaffen hat, haben wir beschlossen, mit unseren Vorbereitungen fortzufahren, unabhängig davon, ob das Datum für die Anwendung der EUDR für Ende dieses Jahres bestätigt oder um 12 Monate verschoben wird. Seit der Verabschiedung der Verordnung im Jahr 2023 hat unser Team bei List + Beisler hart daran gearbeitet, die vollständige Einhaltung der EUDR zu gewährleisten und einen umfassenden Compliance-Mechanismus zu entwickeln.
Die nachstehende Infografik zeigt die wichtigsten Komponenten einer erfolgreichen Sorgfaltspflichterklärung (Due Diligence Statemet, DDS):
3. Wer macht was?
Um sicherzustellen, dass jeder seine Rolle versteht und spielt, hat das Parlament neue Leitlinien und FAQ veröffentlicht, in denen im Wesentlichen festgelegt wird, wer was macht:
Nicht-EU-Markt (Kaffee-Ursprungsländer):
- Forest or Farm: bezieht sich auf die Farm oder den Produzenten des Kaffees
- Transformers and manufacturers: dies kann eine bspw. Nassmühle oder eine Kooperative sein
EU-Markt:
- Operator (Marktteilnehmer): dies ist der Importeur von Rohkaffee (Rohstoff), der ihn auf dem EU-Markt verfügbar macht. In diesem konkreten Fall bringt List + Beisler den Rohkaffee in die EU und stellt ihn den Röstern zur Verfügung. Ein Operator (Exporteur) ist auch für die Ausfuhr von Kaffee in Länder außerhalb der EU zuständig.
- Trader (Händler): bezieht sich auf Röstereien, Supermärkte und andere Akteure in der Lieferkette, die das Endprodukt (z. B. gerösteten Kaffee) auf den Markt bringen.
4. Welche Daten und Unterlagen erhältst du von List + Beisler?
List + Beisler Kunden erhalten die folgenden Daten und Unterlagen:
- Erklärung zur Sorgfaltspflicht: enthält eine Überprüfung der Abholzung, eine Risikobewertung und mögliche Maßnahmen zur Risikominderung
- Legalitätserklärung: Sicherstellung der Einhaltung aller nationalen Gesetze in den Produktionsländern
- Geolokalisierungsdaten: werden für die Abholzungsanalyse und Risikobewertung verwendet.
5. Welche Pflichten haben Röstereien, Supermärkte, usw. (als „Trader“ benannt)?
Die Gewerbetreibenden müssen die von List + Beisler zur Verfügung gestellten Daten erneut beurteilen und überprüfen und sich an die Verpflichtung halten, alle Daten und Dokumente mindestens 5 Jahre lang aufzubewahren.
6. Und was, wenn ich ein kleines oder mittleres Unternehmen (KMU) bin?
Für KMU gilt eine weniger umfangreiche Liste von Verpflichtungen. So müssen diese Unternehmen beispielsweise weder DDS melden noch Risikobewertungen vorlegen.