Neues aus der Kaffeewelt

 

 

7.04.25

Brasilien

Tausende von Anhängern des ehemaligen brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro haben sich an der Copacabana und in São Paulo versammelt, um gegen die Anklage zu protestieren, die gegen ihn wegen eines angeblichen Putschversuchs erhoben wird. Die Proteste fanden im Vorfeld der Entscheidung des Obersten Gerichtshofs statt, ob Bolsonaro und mehrere seiner Verbündeten wegen ihrer angeblichen Beteiligung an dem Putschversuch vor Gericht gestellt werden. Im Falle eines Schuldspruchs droht Bolsonaro eine Haftstrafe von bis zu 40 Jahren.

US-Präsident Donald Trump hat neue Zölle auf Importwaren (einschließlich Kaffee) aus vielen Ländern Lateinamerikas angekündigt, darunter Brasilien, Kolumbien und Peru. Für diese drei Kaffee produzierenden Länder gelten Zölle in Höhe von 10 % – niedriger als die Zölle für andere wichtige Handelspartner in Asien. Da etwa 35 % der US-Rohkaffeeimporte aus Brasilien und etwa 27 % aus Kolumbien stammen, könnten diese neuen Zölle die künftige Planung der Erzeuger erschweren und zu höheren Preisen für US-Röster und Verbraucher führen.

Nach Angaben des Analysten Pine Agronegócios fielen im März in allen wichtigen Kaffeeanbaugebieten deutlich unterdurchschnittliche Niederschläge, und auch der Februar war durch heißes und trockenes Wetter gekennzeichnet. Über die Auswirkungen des Wasserdefizits auf die Entwicklung der Ernte wird viel spekuliert, nicht nur für diese, sondern auch für die folgende Ernte.

Die Conilon-Ernte (Robusta) steht kurz vor dem Beginn, während die Arabica-Ernte gegen Mai erwartet wird. Ersten Berichten zufolge wird die neue Conilon-Ernte mit einer voraussichtlichen Produktion von 24 bis 26 Millionen Säcken größer ausfallen als die des letzten Jahres. Dies dürfte die Nachfrage auf dem heimischen Markt übersteigen und die Conilon-Exporte beflügeln.

Die lokalen Preise sind nach wie vor hoch, da Cashflow-Zwänge die Marktaktivitäten begrenzen.

Im Hafen verhindern Verzögerungen eine effiziente Verschiffung. Es kommt zu Verspätungen.

Kolumbien

Der fragile kolumbianische Friedensprozess wird durch die Eskalation der Guerilla-Aktivitäten gestört, und die politische und kriminelle Gewalt in der Region Catatumbo im Nordosten Kolumbiens nimmt zu. Tausende von Menschen wurden vertrieben und gerieten ins Kreuzfeuer der Auseinandersetzungen zwischen bewaffneten Gruppen.

In den wichtigsten Kaffeeanbauregionen Kolumbiens regnet es weiterhin, was der Zwischenernte (auch Mitaca genannt) zugute kommt.

Parchment (Pergamino) ist derzeit nur in sehr geringer Menge verfügbar, da sich das Land zwischen den Ernten befindet. Dies hat die lokalen Preise in die Höhe getrieben, was sich jedoch mit dem Beginn der Mitaca-Ernte Ende dieses Monats ändern dürfte. Die Prognosen für Qualität und Quantität sind durchaus zufriedenstellend.

Bei der Haupternte ergibt sich ein etwas anderes Bild. Aufgrund der starken Regenfälle Anfang 2025, die auch in Mittelamerika zu beobachten sind, gibt es Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen auf die Haupternte. Schätzungen zufolge wird die Produktion im Vergleich zur letzten Ernte um 10-15 % zurückgehen.
Außerdem haben übermäßige Regenfälle in einigen Regionen zu einem Ausbruch von Roya (Blatt-Rost) geführt.

Aufgrund des begrenzten Angebots in dieser Übergangsphase steigen die Preisunterschiede an.

Aus den Häfen von Buenaventura (Pazifik) und Cartagena (Karibik) gibt es keine Neuigkeiten.

Peru

Die peruanische Präsidentin Dina Boluarte hat angesichts einer Welle von Gewaltverbrechen in der Hauptstadt Lima den Ausnahmezustand ausgerufen. Die Verhängung des Ausnahmezustands erfolgte nach den tödlichen Schüssen auf einen bekannten Cumbia-Sänger bei einem Erpressungsversuch. Boluarte hat kürzlich geäußert, dass sie aufgrund der Situation in Lima die Wiedereinführung der Todesstrafe erwägt.

In ganz Peru herrschen weiterhin regnerische Wetterbedingungen. In Cajamarca und Amazonas wird für die ganze Woche Regen vorhergesagt. In Piura sind die Bedingungen trocken und bewölkt. Im Süden, um Puno und Cusco, sind die Bedingungen ebenfalls feucht.

Inzwischen hat die Ernte in Peru begonnen. In den unteren Regionen von Jaen wird bereits geerntet, in den mittelhohen Gebieten beginnt die Ernte in Kürze.

Keine Neuigkeiten aus dem Hafen von Callao.

Production Estimates for South America

 

 

31.03.2025

Indonesien

Indonesien hat kürzlich ein Gesetz verabschiedet, das es Militärangehörigen erlaubt, Positionen in verschiedenen Bereichen der Regierung einzunehmen. Das von Präsident Prabowo Subianto, einem ehemaligen Militärgeneral unter dem Suharto-Regime, unterstützte Gesetz hat bei zivilgesellschaftlichen Gruppen Besorgnis ausgelöst, die davor warnen, dass es Indonesien zurück in die Diktatur führen könnte.

Die Wetterbedingungen auf Sumatra, Java und Bali bleiben feucht. Es wird mit anhaltenden Regenfällen gerechnet, während es auf Flores trockener sein soll.

Auf Sumatra läuft derzeit die Arabica Fly-Crop (Zwischenernte), während die Robusta-Ernte in Kürze beginnt. Die Ernte wird im Juni auf Bali, Java und Sulawesi erwartet.

Das Angebot ist nach wie vor begrenzt, und die meisten Exporteure sind für April ausgebucht, was die Inlandspreise auf einem hohen Niveau hält.

Aus dem Hafen von Bandar Lampung wurden keine wesentlichen Neuigkeiten gemeldet.

Indien

Indien befindet sich derzeit in der Sommer- oder Vormonsunzeit, wobei die Bedingungen in Kerala, Karnataka und Tamil Nadu warm und überwiegend trocken bleiben.

Beim Kaffee verlangsamt sich die Entwicklung, da die Robusta-Ernte fast abgeschlossen ist. Die Farmer haben es nicht eilig zu verkaufen; sie sind gut kapitalisiert und rechnen mit höheren Preisen.

Aus den Häfen von Cochin und Mangalore gibt es keine wesentlichen Neuigkeiten.

Papua-Neuguinea

Die Wetterbedingungen in Papua-Neuguinea sind im Verlauf des letzten Monats unverändert geblieben. Es regnet weiterhin im westlichen und östlichen Hochland.

In der Zwischenzeit bereiten sich die Farmer auf die bevorstehende Ernte vor, die in etwa 3 bis 5 Wochen beginnen wird. Die reichlichen Niederschläge haben die Entwicklung der Bohnen gefördert und lassen eine gute Ernte für 2025 erwarten.

Da das Angebot derzeit äußerst knapp ist, bleiben die lokalen Preise hoch.

Vietnam

Vietnam durchlebt weiterhin trockene und wolkenreiche Tage. Unter den Kaffeebauern wächst die Besorgnis, dass die anhaltende Trockenheit die Kaffeepflanzen unter Stress setzen könnte.

Die Robusta-Ernte ist abgeschlossen, und mehr als die Hälfte der Ernte dürfte bereits verkauft sein. In der Zwischenzeit sind viele Farmen weiß gekleidet: Arabica- und Robusta-Farmen befinden sich in der Blütephase für die Ernte 25/26. Die Blüte scheint gesund zu sein und gibt einen positiven Ausblick auf die kommende Erntesaison, die voraussichtlich im Oktober beginnen wird.

Die Preise bleiben stabil, und die Produzenten verkaufen weiterhin ununterbrochen.

Keine nennenswerten Neuigkeiten aus dem Hafen von Ho Chi Minh.

Produktionsstatistik Asien Pazifik

17.03.25

Nachrichten aus dem Ursprung: Mittel-Amerika

Zwei Tage nachdem die Trump-Administration einen Zoll von 25% auf mexikanische (und kanadische) Einfuhren, einschließlich Kaffee, eingeführt hatte, wurde die Maßnahme um einen Monat verschoben. Dieser abrupte Politikwechsel unterbricht die jahrzehntelange wirtschaftliche Integration zwischen Mexiko und den USA und schafft erhebliche Unsicherheit für Exporteure und andere Marktteilnehmer.

Weitere Nachrichten: Der Volcán de Fuego in Guatemala ist erneut ausgebrochen. Tausende von Menschen mussten evakuiert werden. Im Jahr 2018 brach der Vulkan heftig aus, erstickte Dörfer mit Asche und Schutt und forderte über 180 Todesopfer. Kaffeegemeinden und Kaffeefarmen rund um den Vulkan, der etwa 60 km von Guatemala-Stadt entfernt ist, wurden schwer in Mitleidenschaft gezogen. Bisher sind die Schulen in der Region geschlossen, und es wurden keine Todesopfer gemeldet.

Zum Wetter: Zentralamerika befindet sich derzeit in der Sommersaison, in der es normalerweise warm und trocken ist. Regen wird in der Regel im Mai erwartet, ein Muster, das sich in den letzten Jahren aufgrund des Klimawandels geändert hat.

In Nicaragua neigt sich die Kaffeeernte dem Ende zu, und der Kaffeefluss beginnt sich zu verlangsamen. Das Gesamtproduktionsvolumen wird auf 2,45 Millionen Sack geschätzt. Im Hafen von Corinto an der nordwestlichen Pazifikküste kam es aufgrund eines Mangels an Ausrüstung und Schiffen zu Verzögerungen.

In Honduras ist die Ernte in den niedrig gelegenen Regionen abgeschlossen und erreicht in den hoch gelegenen Gebieten ihren Höhepunkt. Der Zugang zu Finanzmitteln ist nach wie vor ein großes Problem. Viele Banken haben ihre Kreditlinien gekürzt, so dass die Exporteure aufgrund der hohen Preise nur die Hälfte der erwarteten Mengen abdecken können. Darüber hinaus verzögert die Überlastung der Häfen die Exporte weiter und erhöht den Druck auf den Cashflow.

Da die Ernte in den meisten Ländern Zentralamerikas spät beginnt, haben sich auch die Verschiffungspläne verschoben, was insgesamt zu Verzögerungen führt.

EUDR Seifen-Oper
Verschiebung der EUDR veröffentlicht

Die Verschiebung der EUDR wurde am 27. Dezember im Europäischen Amtsblatt bekanntgegeben und tritt drei Tage später in Kraft.

Der neue Anwendungsbeginn ist der 30. Dezember 2025, für Kleinst- und kleine Unternehmen der 30. Juni 2026.

1. Aktuellste Neuigkeiten: Anwendungsdatum der EUDR ist noch ungewiss

Das EUDR-Gesetz soll am 31. Dezember 2024 in Kraft treten. Als Reaktion auf den Druck von wichtigen Interessengruppen und Regierungen weltweit hat die Europäische Kommission dem Europäischen Parlament und den Mitgliedstaaten jedoch eine Verschiebung der Frist um 12 Monate vorgeschlagen. Der Zeitplan für die Abstimmung im EU Parlament über die Verschiebung bleibt vorerst ungewiss. Während eine Verschiebung weithin erwartet wird, sind die formalen Verfahren im Europäischen Parlament noch nicht geklärt.

2. Wo stehen wir gerade?

Da das EU-Parlament noch keine Klarheit geschaffen hat, haben wir beschlossen, mit unseren Vorbereitungen fortzufahren, unabhängig davon, ob das Datum für die Anwendung der EUDR für Ende dieses Jahres bestätigt oder um 12 Monate verschoben wird. Seit der Verabschiedung der Verordnung im Jahr 2023 hat unser Team bei List + Beisler hart daran gearbeitet, die vollständige Einhaltung der EUDR zu gewährleisten und einen umfassenden Compliance-Mechanismus zu entwickeln.

Die nachstehende Infografik zeigt die wichtigsten Komponenten einer erfolgreichen Sorgfaltspflichterklärung (Due Diligence Statemet, DDS):

3. Wer macht was?

Um sicherzustellen, dass jeder seine Rolle versteht und spielt, hat das Parlament neue Leitlinien und FAQ veröffentlicht, in denen im Wesentlichen festgelegt wird, wer was macht:

Nicht-EU-Markt (Kaffee-Ursprungsländer):

  • Forest or Farm: bezieht sich auf die Farm oder den Produzenten des Kaffees
  • Transformers and manufacturers: dies kann eine bspw. Nassmühle oder eine Kooperative sein

EU-Markt:

  • Operator (Marktteilnehmer): dies ist der Importeur von Rohkaffee (Rohstoff), der ihn auf dem EU-Markt verfügbar macht. In diesem konkreten Fall bringt List + Beisler den Rohkaffee in die EU und stellt ihn den Röstern zur Verfügung. Ein Operator (Exporteur) ist auch für die Ausfuhr von Kaffee in Länder außerhalb der EU zuständig.
  • Trader (Händler): bezieht sich auf Röstereien, Supermärkte und andere Akteure in der Lieferkette, die das Endprodukt (z. B. gerösteten Kaffee) auf den Markt bringen.

4. Welche Daten und Unterlagen erhältst du von List + Beisler?

List + Beisler Kunden erhalten die folgenden Daten und Unterlagen:

  • Erklärung zur Sorgfaltspflicht: enthält eine Überprüfung der Abholzung, eine Risikobewertung und mögliche Maßnahmen zur Risikominderung
  • Legalitätserklärung: Sicherstellung der Einhaltung aller nationalen Gesetze in den Produktionsländern
  • Geolokalisierungsdaten: werden für die Abholzungsanalyse und Risikobewertung verwendet.

5. Welche Pflichten haben Röstereien, Supermärkte, usw. (als „Trader“ benannt)?

Die Gewerbetreibenden müssen die von List + Beisler zur Verfügung gestellten Daten erneut beurteilen und überprüfen und sich an die Verpflichtung halten, alle Daten und Dokumente mindestens 5 Jahre lang aufzubewahren.

6. Und was, wenn ich ein kleines oder mittleres Unternehmen (KMU) bin?

Für KMU gilt eine weniger umfangreiche Liste von Verpflichtungen. So müssen diese Unternehmen beispielsweise weder DDS melden noch Risikobewertungen vorlegen.

 

 

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    Quelle: List und Beisler