Neues aus der Kaffeewelt

1. Aktuellste Neuigkeiten: Anwendungsdatum der EUDR ist noch ungewiss

Das EUDR-Gesetz soll am 31. Dezember 2024 in Kraft treten. Als Reaktion auf den Druck von wichtigen Interessengruppen und Regierungen weltweit hat die Europäische Kommission dem Europäischen Parlament und den Mitgliedstaaten jedoch eine Verschiebung der Frist um 12 Monate vorgeschlagen. Der Zeitplan für die Abstimmung im EU Parlament über die Verschiebung bleibt vorerst ungewiss. Während eine Verschiebung weithin erwartet wird, sind die formalen Verfahren im Europäischen Parlament noch nicht geklärt.

2. Wo stehen wir gerade?

Da das EU-Parlament noch keine Klarheit geschaffen hat, haben wir beschlossen, mit unseren Vorbereitungen fortzufahren, unabhängig davon, ob das Datum für die Anwendung der EUDR für Ende dieses Jahres bestätigt oder um 12 Monate verschoben wird. Seit der Verabschiedung der Verordnung im Jahr 2023 hat unser Team bei List + Beisler hart daran gearbeitet, die vollständige Einhaltung der EUDR zu gewährleisten und einen umfassenden Compliance-Mechanismus zu entwickeln.

Die nachstehende Infografik zeigt die wichtigsten Komponenten einer erfolgreichen Sorgfaltspflichterklärung (Due Diligence Statemet, DDS):

3. Wer macht was?

Um sicherzustellen, dass jeder seine Rolle versteht und spielt, hat das Parlament neue Leitlinien und FAQ veröffentlicht, in denen im Wesentlichen festgelegt wird, wer was macht:

Nicht-EU-Markt (Kaffee-Ursprungsländer):

  • Forest or Farm: bezieht sich auf die Farm oder den Produzenten des Kaffees
  • Transformers and manufacturers: dies kann eine bspw. Nassmühle oder eine Kooperative sein

EU-Markt:

  • Operator (Marktteilnehmer): dies ist der Importeur von Rohkaffee (Rohstoff), der ihn auf dem EU-Markt verfügbar macht. In diesem konkreten Fall bringt List + Beisler den Rohkaffee in die EU und stellt ihn den Röstern zur Verfügung. Ein Operator (Exporteur) ist auch für die Ausfuhr von Kaffee in Länder außerhalb der EU zuständig.
  • Trader (Händler): bezieht sich auf Röstereien, Supermärkte und andere Akteure in der Lieferkette, die das Endprodukt (z. B. gerösteten Kaffee) auf den Markt bringen.

4. Welche Daten und Unterlagen erhältst du von List + Beisler?

List + Beisler Kunden erhalten die folgenden Daten und Unterlagen:

  • Erklärung zur Sorgfaltspflicht: enthält eine Überprüfung der Abholzung, eine Risikobewertung und mögliche Maßnahmen zur Risikominderung
  • Legalitätserklärung: Sicherstellung der Einhaltung aller nationalen Gesetze in den Produktionsländern
  • Geolokalisierungsdaten: werden für die Abholzungsanalyse und Risikobewertung verwendet.

5. Welche Pflichten haben Röstereien, Supermärkte, usw. (als „Trader“ benannt)?

Die Gewerbetreibenden müssen die von List + Beisler zur Verfügung gestellten Daten erneut beurteilen und überprüfen und sich an die Verpflichtung halten, alle Daten und Dokumente mindestens 5 Jahre lang aufzubewahren.

6. Und was, wenn ich ein kleines oder mittleres Unternehmen (KMU) bin?

Für KMU gilt eine weniger umfangreiche Liste von Verpflichtungen. So müssen diese Unternehmen beispielsweise weder DDS melden noch Risikobewertungen vorlegen.

Wir wissen, dass die EUDR eine komplizierte Angelegenheit ist; wenn ihr also noch Fragen habt, wendet euch an uns unter compliance@list-beisler.de

Wenn ihr euch in die Materie einlesen wollt, könnt ihr auch die folgenden Links nutzen, die einen Überblick über die EUDR geben:


 

  • 21. Oktober 2024

    WAS PASSIERT GERADE IN OST-AFRIKA?

    Allgemeine Nachrichten

    Während der Herbst langsam aber sicher Einzug hält und die Bäume sich bunt färben, freuen sich viele Kinder schon auf Halloween. Die Süßwarenindustrie natürlich auch! Denn dieses Jahr gibt es jede Menge neuer Schokoladen-Ersatzprodukte. Das hat nicht wirklich etwas mit einem neuen Gesundheitstrend zu tun, sondern ist schlicht und ergreifend die Folge der international rasant gestiegenen Kakaopreise. Schlechte Wetterbedingungen haben den Kakaobäumen in der Elfenbeinküste und in Ghana (den Hauptproduzenten von Industriekakao) in den letzten beiden Ernten stark zugesetzt. Hinzu kommen natürlich die gestiegenen Logistik- und Energiekosten sowie die Inflation.

    Auf der einen Seite beschert uns der Klimawandel einen wunderschönen Herbst mit 18°C in Deutschland, auf der anderen Seite treibt er die Preise in die Höhe – und das nicht nur bei Kakao, sondern auch bei Orangensaftkonzentrat und Kaffee. So wird es zu Weihnachten wohl eher kleinere Weihnachtsmänner:innen geben und das ohnehin schon überteuerte Hotelfrühstück wird mit frischem Apfelsaft und esoterischen Teechen mit viel Süßholzraspeln werben.

    Aber vielleicht brauchen gerade jetzt die EU-Parlamentarier ja so einen Wellness-Urlaub im Hotel, denn demnächst müssen sie über die Verschiebung der EU-Richtlinie gegen die Abholzung von Wäldern (EUDR) entscheiden. Folgen sie dem Vorschlag der EU-Kommission, der auch schon vom EU-Rat unterzeichnet wurde, wird das Inkrafttreten der EUDR um ein Jahr verschoben. Neuer Starttermin wäre dann der 1. Januar 2026. Wir hoffen aber sehr, dass sich die EU-Parlamentarier noch eine Tasse Kaffee gönnen können… dann geht der Entscheidungsprozess hoffentlich etwas schneller… und außerdem: zahlen wir Steuerzahler nicht sowieso schon ihre Gehälter und damit auch ihren Kaffee?

    Der Kaffeemarkt hat in der vergangenen Woche eine Verschnaufpause eingelegt. Er suchte nach einer neuen Richtung. Die Preise an der internationalen Kaffeebörse in New York schwankten zwischen 250 c/lb und 265 c/lb. Nach einer Rally von 13 c/lb am Montag wirkte der Rest der Woche im Vergleich zur Volatilität der Vorwochen fast etwas zu ruhig. Mit einem leichten Plus von 2,1% schloss die New Yorker Kaffeebörse (KCZ24) am Freitag bei 257,30 c/lb.
    Robusta (aka Canephora) hatte ebenfalls eine sehr ruhige Woche und schloss am Freitag mit einem leichten Minus von 2,6% bei 4,702 USD/MT (RMX24).

    Die folgende Tabelle enthält die wichtigsten Informationen der vergangenen Handelswoche:

    News aus dem Ursprung

    Äthiopien

    Das äthiopische Parlament hat Taye Astike Selassie zum neuen Präsidenten ernannt und damit Sahle-Work Zewde, die erste Frau an der Spitze des Landes, abgelöst. Taye Astike Selassie, der seit Februar Außenminister war, hat die weitgehend symbolische Aufgabe des Präsidenten übernommen. In Äthiopien wird der Präsident von der parlamentarischen Bundesversammlung für sechs Jahre gewählt und kann maximal zweimal für sechs Jahre im Amt bleiben.

    Die Wetterbedingungen waren überwiegend feucht, und für die meisten Kaffeeanbaugebiete wird weiterhin Regen vorhergesagt. Inzwischen hat die Ernte begonnen, vor allem in den tiefer gelegenen Gebieten. Es wird erwartet, dass die anhaltenden Regenfälle die Reifung der Kaffeekirschen beschleunigen werden.

    Während die Erntesaison an Fahrt aufnimmt, werden die meisten Trockenmühlen und Lagerhäuser gewartet und auf die Aufnahme der neuen Ernte vorbereitet.

    Die Logistik stellt weiterhin einen erheblichen Engpass dar. Die Houthi-Terroristen bedrohen nach wie vor Schiffe im Roten Meer, was zu einer Verlangsamung des gesamten Betriebs führt. Außerdem stehen nicht genügend Lebensmittelcontainer zur Verfügung. In der ostafrikanischen Logistik, insbesondere in Dschibuti, sind Verzögerungen an der Tagesordnung.

    Kenia

    Der stellvertretende kenianische Präsident Rigathi Gachagua musste sein Amt niederlegen. Gachagua ist mehrfach angeklagt, unter anderem wegen Korruption und Unterstützung von Protesten im ganzen Land. Er ist der erste politische Führer, der nach den kenianischen Verfassungsbestimmungen von 2010 angeklagt und seines Amtes enthoben wurde.

    Was das Wetter betrifft, so waren die Bedingungen für eine optimale Entwicklung der Hauptkulturen mit einer Mischung aus Sonnenschein und vereinzelten Regenfällen günstig. Die Vorhersagen deuten auch auf sonnige, trockene Tage in den kommenden Wochen um Nairobi, Kiambu, Thika und Embu hin.

    Die Fly-Crop ist abgeschlossen, und die Aufmerksamkeit richtet sich nun auf den Beginn der Haupternte, die in Gebieten wie Kiambu und Murang’a offiziell begonnen hat. Es wird erwartet, dass der Betrieb in Mt. Elgon in Kürze beginnt. Allgemein soll der Kaffeefluss im Laufe des Novembers an Fahrt zunehmen.

    Derzeit ist die Nachfrage gering, und die Preise bleiben stabil.

    Die Abläufe im Hafen von Mombasa sind aufgrund eines anhaltenden Mangels an lebensmitteltauglichen Containern weiterhin problematisch.

    Tansania

    Die politischen Unruhen in Tansania eskalieren nach dem Tod eines Oppositionsmitglieds der Chadema-Partei. Kürzlich wurden zwei Chadema-Führer, Freeman Mbowe und Tundu Lissu, im Vorfeld einer geplanten Protestaktion im Zusammenhang mit der Entführung und Ermordung verhaftet, aber inzwischen gegen Kaution wieder freigelassen. Menschenrechtsaktivisten und westliche Regierungen haben sich besorgt über die Zunahme solcher Maßnahmen seitens der Regierung in Tansania geäußert.

    Was das Wetter betrifft, so ist es in den südlichen Gebieten um Mbinga und Mbeya warm und trocken mit Temperaturen um die 30°C. Im Gegensatz dazu schwanken die Temperaturen in den nördlichen Regionen zwischen 10°C und 25°C, und im Laufe der Woche werden vereinzelte Regenfälle erwartet.

    Die Ernteaktivitäten im Süden Tansanias sind so gut wie abgeschlossen. Im Norden, in den Gebieten um den Kilimandscharo und Arusha, werden die Erntearbeiten voraussichtlich bis etwa Dezember andauern. In der Zwischenzeit arbeiten die Trockenmühlen mit voller Kapazität.

    Die Versteigerungen gehen weiter. Bei der letzten Auktion in Mbeya wurden rund 5.500 Sack angeboten, vor allem Kaffee aus Mbinga. Die nächste Auktion ist für den 24. dieses Monats in Moshi geplant.

    Im Hafen von Dar es Salaam kommt es weiterhin zu Engpässen, die in erster Linie auf ein knappes Angebot an Containern zurückzuführen sind.

    Ruanda

    Ruanda kämpft mit dem Ausbruch des tödlichen Marburg-Virus. Das Gesundheitsministerium erklärte am 27. September offiziell den Ausbruch des Virus, an dem bereits 13 Menschen gestorben und über 50 erkrankt sind. Jüngste Berichte deuten darauf hin, dass das Virus nach der Verteilung von Impfstoffen zurückgegangen ist.

    Die Wetterbedingungen sind insgesamt günstig, denn der Regen nährt den Boden und regt die Blüte der Kaffeebäume an. Dies ist ein gutes Omen für die bevorstehende Ernte.

    In der Zwischenzeit konzentrieren sich die Kaffeefarmen in erster Linie auf die Pflege und Vorbereitung der neuen Ernte, was zu einer begrenzten Aktivität in diesem Sektor führt. Die neue Ernte beginnt in der Regel zwischen März und Juli.

    Uganda

    Die Robusta-Saison im Großraum Masaka und im Südwesten ist zu Ende, während sie in den zentraleren und östlicheren Regionen etwa im November beginnen dürfte. Im Nordosten, in der Gegend um den Mount Elgon, beginnt derweil die Arabica-Haupternte

    Kaffeeproduktion in Ost-Afrika

    Quelle: List und Beisler